Yoga für Jugendliche in Indien

In Indien, dem Herkunftsland des Yoga, war es üblich, kurz vor der Pubertät mit dem Yogatraining zu beginnen. Söhne von Bramahnen wurden mit 10 Jahren zu ihrem spirituellen Lehrer geschickt, Kshatrias mit 12 Jahren. Dies wurde von Ritualen und Initiationsriten begleitet, die die Ablösung von den Eltern und das Hineinwachsen in die Selbstverantwortlichkeit unterstützten. Bei ihrem spirituellen Lehrer lernten die Jugendlichen nicht nur Lesen und Rechnen, sondern wurden je nach Tradition auch in yogischen Praktiken, Meditation und spiritueller Philosophie unterwiesen. Sie bekamen Aufgaben, um ihre Fähigkeiten zu entwickeln, zu erproben und unter Beweis zu stellen und Verantwortung zu entwickeln, indem sie ihrem Meister oder der Gemeinschaft dienten. So erhielten sie in dieser Zeit, in der sie noch über besondere Aufnahmefähigkeit verfügten und sich ihre Persönlichkeit noch in einem labilen Prozess der Reifung befand, eine ganzheitliche Bildung.
Ähnliche kulurelle Formen der "Pubertätsgestaltung" gab es nicht nur im alten Indien, sondern in vielen traditionellen Gesellschaftssystemen. Sie sollten das Kind in geordneten Bahnen zur Eigenständigkeit und Selbstqualifikation führen.


Yoga in unserer westlichen Gesellschaft

Wir leben heute in einer Welt, die sich rasant weiterentwickelt, und in der Tradition, Religion und traditionale Rituale weitgehend an Bedeutung verloren haben. Jugendliche wachsen in eine Welt hinein, in der es immer schwieriger wird, sich zu orientieren. Die Pubertät erscheint heute als eine Art unvermeidliches Chaos, durch das man eben durch muss. Während Jugendliche einerseits oft lange wie Kinder behandelt werden, erwartet man von ihnen ab einem bestimmten Alter plötzlich, "erwachsen" zu sein - wobei gar nicht unbedingt definiert ist, was das eigendlich bedeutet.
Die staatliche Schulbildung, die einen starken Fokus auf die Vermittlung von rationalem und materiellem Wissen legt, bietet zu wenig Raum und konkrete Ansätze für eine ganzheitliche Förderung der jungen Persönlichkeit und wirkt oft wie eine Art "Korsett", welches die individuelle Entwicklung sogar behindert.
Reizüberflutung, Bewegungsmangel, schädliche Umwelteinflüsse, Schulstress und Zukunftsängste stellen große Belastungen dar. Viele Jugendliche leiden heute unter Rückenschmerzen, Konzentrationsproblemen, Atemproblemen oder fallen durch extrem unruhiges Verhalten auf. Verhaltensauffälligkeiten sind oft Warnsignale für Probleme in der Familie und/oder ein Zeichen von einer ausgeprägten Sensibilität und Intelligenz, die zu wenig verstanden wird.
Die Idee des Yoga für Teens  ist, einen Raum zu schaffen, in dem sie „einfach sein können“ ohne Beurteilung , vergleichen und Leistungsdenken.
Die Jugendlichen lernen Alltagsrituale, die ihnen helfen können, eine tiefere Verbindung zu ihrem Körper, ihrem Geist und zu sich selbst zu schaffen.
Durch verständnisvolle Begleitung und Vorbildfunktion kann ein/e Yogalehrer/in Jugendliche unterstützen, die schwierige Zeit der Pubertät zu überqueren und ihnen schon in jungen Jahren wegweisende Impulse geben.

Da sie noch im Wachstum sind, können Teenager die neurophysiologischen und mentalen Lernerfahrungen auf viel tieferer und nachhaltigerer Ebene integrieren, als dies bei Erwachsenen der Fall ist. Yoga schon in jungen Jahren zu beginnen, ist eine besondere Chance, Yoga zu meistern, und zu einem authentischen, bewussten und verantwortungsvollen Menschen heranzureifen.